Ich hörte mal, wenn der eigentliche Spannungshöhepunkt gar nicht so viel zu bieten hat, solle man die Spannung steigern, in dem man eine andere Geschichte davor setzt. Also los:
Die Woche vor Weihnachten war echt stressig, da der große Projekttag nahte. Bei diesem sollen alle 3 RASA-Schulen ein Theaterstück vorbereiten.
Bei unserem ging es um ein Dorf, das kein Wasser hat, und die guten Piraten los schickt um welches zu besorgen. Der Großstadtmensch denkt sich jetzt vielleicht „Ein Theaterstück über den Weg zum Supermarkt, na klasse.“, aber so leicht war das nicht. Zunächst musste der Chef-pirat von der Wahrsagerin die Schatzkarte besorgen und mit all den guten Piraten los schiffen. Auf dem Weg treffen sie die bösen Piraten, und eine Schlacht entfacht, die die guten Piraten natürlich für sich entscheiden. Kurz darauf ist endlich Land in Sicht. Die Piraten kämpfen sich durch den urwald. Dann stoßen sie auf einen riesen Vogel, den sie nicht Weg tragen oder töten können. Doch ein paar tamilische Worte (von denen ich nicht weiß wie sie lauten) erweichen sein Herz und er fliegt davon. Das war jedoch noch nicht das letzte Hindernis. Ein Stein versperrt den Weg. Gemeinsam können sie diesen aber auch weg rollen. Endlich sind sie am Ziel. Doch der Weg zur Flasche wird von zwei bööösen Piraten versperrt. Also wird erneut gekämpft. Der eine wird gefesselt, der andere ergibt sich. Siegestrunken machen sich die guten Piraten samt dem Ergebenen auf den Rückweg. Nach einem kurzen Monolog des letzten überbleibenden bösen Piraten fällt der Vorhang und die Zuschauer klatschen. Zurecht. Denn, vielleicht mag dem einen oder anderen das Stück nicht sonderlich kreativ vorkommen, aber die schauspielerische Leistung war doch beachtlich. Vorallem unser Hauptdarsteller Barath hat sich selbst übertroffen.
Als nun der Stress der letzten Tage von mir abfiel ging es dann auch schon weiter nach (na? Wohin wohl??) GOA! Ein Bekannter nahm mich netterweise mit dem Auto mit, und setzte mich, nach Zwischenstop in Bangalore am Anjuna Beach bei Olaf und Kathrin ab.
Da die zwei schon vor mir vor Ort waren, hatten sie uns schon nette Hütten am Strand klar gemacht, für bloß 200 Rupien (3 Euro) die Nacht - kann man machen -! Die ersten zwei Nächte teilte ich mir ein Hüttchen mit Elli, einer netten Griechen, mit der die zwei schon vorher unterwegs waren. Als Birte dann auch ankam, und Elli in den Süden fuhr hausten wir gemeinsam dort, und ab der vierten Nacht waren wir dann alle zusammen.
Sooo nun zur Frage aller Fragen: wie ist Goa? Zunächst einmal sollte erwähnt werden, dass Goa einen krassen Gegensatz zum übrigen, von mir gesehenen, Indien. Die Damen im Bikini am Strand? In Chennai ist daran nicht zu denken, eben sowenig an die kurzen Kleider oder weiten Ausschnitte.
Da die Tage sich weitest gehend glichen, werde ich mal so einen meiner typischen Tage beschreiben.
Nach dem Aufwachen geht es zunächst einmal zum Kiosk, denn wir haben es nie geschafft Wasser für den Morgen aufzubewahren. Auf dem Weg wird man von Zahllosen Klamottenladen- Besitzern angesprochen: „look, my shop. Look, no money!“ Da ich nun aber Wasser will, und keine Alibaba- Hosen, wird das einfach mal ignoriert. Genau wie das kurz darauf folgende Angebot: „Hash? Extacy? Kokain? LSD?“
Mit Wasser bewaffnet geht es dann zur Hütte um nochmal kurz die Äuglein zu schließen. Denn der Tag geht anstrengend weiter. Nach einem ausgendehnten Ei – Sandwich – Frühstück begeben wir uns Gemeinsam an den Strand, baden und trinken Kokusnüsse (ja auch ich, wenn nicht in Goa, wo dann?) oder laben uns an einer Wassermelone. Auch wenn man um z.B. Schmuck zu kaufen nicht einmal von seiner Strandliege steigen muss, denn viele kommen mit ihren kleinen „Look my Shop“s vorbei und breiten ihr Angebot auf deinem Bein aus, erhoben wir uns das eine oder andere mal, um die Stände in der nähe leer zu kaufen. Die Ergatterten Güter werden in der Hütte gebunkert, während wir uns für die all Abendliche Party auffrischen. Am Anjuna Beach ist das Angebot an Bars und Clubs sogar vielseitiger als das Angebot an Drogen. Da gibt’s welche zum gemütlich abhängen, tanzen, auf seinen Trip abgehen und so weiter. Die Wahl viel bei uns auf die ersten beiden. Tja, nach dem wilden Tanzen bis tief in die Nacht hinein ging es ins Bettchen und ein neuer Tag in Goa wartet.
Zur Abwechslung, nicht das wir diese nötig hatten, gab es einen Tagesausflug nach old Goa. Laut dem lonely planet soll es dort wundervolle Kirchen und Kathedralen geben. Wenn wir uns nicht zu viel von der „größten Kathedrale Asiens“ erwartet hätten (wie Kathrin anmerkte, ist sogar die Kirche in Schwetzingen größer), wäre es sicher noch schöner gewesen.
Auch das Wachsfigurenkabinett war überschaubar. Es stellte hauptsächlich religiöse Figuren und Bilder dar, wie zum Beispiel die Reinkarnation Shivas oder das, von Leonardo da Vinci, Abendmahl waren hier aus Wachs zu finden. Aber es gab auch zwei Darstellungen, die Kritik aus übten. Einmal an dem Drogenkonsum und einmal ein sehr realistisches Bild über die indische Gesellschaft. Am Rand sitzt eine Frau die ihre Hand aufhält, in der Hoffnung auf eine milde Gabe, daneben ein Mann in Anzug und Krawatte, der seinen Laptop und ein kaltes Getränk in der Hand hält. Vervollständigt wird das Bild von einem korrupten Beamten, der einem seine Hand für Bestechungen entgegenstreckt. Eine meiner Meinung nach sehr gelungene Darstellung der Wirklichkeit.
Am zweiten Januar ging es dann mit dem Bus wieder ins laute Chennai. Auf dieser Busfahrt saß ich witziger weise neben der Freundin von Simon, meinem Vor- Vorgänger bei RASA, der gerade durch Indien reist.
So meine lieben. Langsam werden meine Finger müde, und schreien nach einer Pause.
Bis bald, liebe Grüße!!
Alle die wollen fühlen sich an dieser Stelle bitte gedrückt und umarmt!
Mariechen
Bilder kommen morgen oder so, dafür bin ich zu müüüde jetzt