Donnerstag, 15. März 2012

Gasteintrag von Maries Mama

Nachdem wir am 6. Januar, Mariechens Geburtstag, beim Skypen die letzten wichtigen Dinge
für unsere Reise nach Indien besprochen hatten, stieg das Reisefieber mit jedem Tag! Am
Morgen des Abreisetages (11.01.) kam (verspätet aber irgendwie genau richtig) Mariechens
Weihnachtspost, die uns zeigte, schön bebildert und beschrieben, was uns so alles in Indien
erwarten würde…
Am selben Gate, an dem wir Marie vor knapp fünf Monaten schweren Herzens verabschiedet
haben, begann die Reise über Dubai nach Chennai.
Als wir nach unkompliziertem Flug am 12.01. ca. 09:00 Uhr Ortszeit mit unserem Gepäck auf
den Ausgang des Flughafens in Chennai zusteuerten, waren wir sehr aufgeregt und gespannt.
Hinter einer Absperrung warteten hunderte Inder dichtgedrängt auf die Ankommenden. Was
für eine riesige Freude, als wir dazwischen Maries Gesicht entdeckten!!
Nach einer überglücklichen Begrüßung begann Marie geübt und routiniert mit Taxifahrern
zu verhandeln, die uns erstmal in unser Hotel bringen sollten. Das Taxi erreichten wir
über unwegsames Gelände… Wie es aus dem eng zugestellten Parkplatz herausmanövriert
wurde, habe ich vor lauter Wiedersehensfreude und Aufregung nicht mitbekommen.
Marie hat mir in ihrem Weihnachtsbrief chaotischen Verkehr und eine Schocktherapie
in Sachen „Dichtauffahren“ versprochen, was wir dann erlebten, überstieg sämtliche
Vorstellungen! Auf einer offiziell maximal dreispurig zu befahrenen Straße fahren die
Autos, Rikschas, Karren mindestens zu fünft nebeneinander, dazwischen Unmengen von
Motorrädern, Mopeds etc. Fußgänger überqueren mittendrin die Straße, indem sie in Lücken
springen, die es eigentlich nicht gibt… Seitenspiegel sind eingeklappt oder gibt es nicht
(mehr?), weil kein Platz dafür wäre.





Es wird dauernd gehupt oder die Fahrer rufen aus den -
wegen der Hitze offenen - Fenstern, klopfen auch mal wütend dem Nachbarn mit der Faust
aufs Blech, nebenbei wird selbstverständlich ständig mit dem Handy (ohne Freisprechanlage!)
telefoniert. Ich habe in diesem Moment beschlossen, Maries Hand haltend, Vertrauen zu
haben, sonst hätte ich jetzt graue Haare!
Auf der ca. 40minütigen Fahrt ging uns auch auf, was es bedeutet, dass Chennai die
viertgrößte Stadt (ca. 7 Mio. Einwohner) eines Landes ist, dessen Bevölkerungszahl nur
knapp hinter China liegt. Es wimmelt dort von Menschen (wie bei uns in Einkaufszentren
kurz vor Weihnachten…) und der Müll, den so viele Menschen produzieren liegt überall in
den Ecken auf der Straße. Und die krassen Gegensätze, die es in Indien zwischen arm, extrem
arm, reich und extrem reich gibt, sind deutlich und verstörend zu sehen.
Marie hat uns für die erste Nacht ein Hotel in ihrer Nähe besorgt, und nachdem sie uns dort
sicher abgeliefert hatte, machte sie sich auf den Weg zur Arbeit. Wir sind erstmal, durch den
langen Flug und die ersten Eindrücke erschöpft, eingeschlafen. Geweckt wurden wir durch
eine Feierabend – Marie, die uns in „ihr“ Chennai entführte. Sie hat uns gezeigt, wie und wo
sie dort lebt, was sie liebgewonnen hat, an was sie sich gewöhnen musste/ wollte und wie sie
es schafft, sich in dieser fremden Kultur zurecht zu finden. Wir haben ihre Wohnung und ihre
netten Mitbewohnerinnen kennengelernt, und finden es schön, dass die fünf jungen Frauen es
schaffen, sich auf dem engen (sehr gemütlich eingerichteten!) Raum so gut zu organisieren!
Am 13.01. hatte Marie ein Fest in ihrer Einrichtung (Pongal = ähnlich wie Erntedank,
das bescherte Marie ein um zwei Tage verlängertes Wochenende!),

wir hatten vereinbart, dass wir später dazu kommen. Gegen 10:00 Uhr weckte uns Maries SMS mit ungefähr
folgendem Inhalt: „ Aufgewacht und in den Tag gestartet! Ihr nehmt Euch jetzt eine Rikscha
in Richtung….“
Wir mussten noch einige SMS verschicken und Marie mit den Fahrern telefonieren lassen, bis
wir zur richtigen Haltestelle kamen, an der uns Marie, wunderschön mit Sari in orange und
dunkelblau, in Empfang nahm!

Es war schön, die Kolleginnen von Marie und die Beschäftigten dort kennen zu lernen!
Nach Maries Feierabend fuhren wir mit zwei getrennten Rikschas zur Bushaltestelle, an der
es nach Mamalapuram gehen sollte. Marie mit dem Gepäck in einem und Chris und ich im
anderen Gefährt. Und leider konnten wir uns in dem extremen Gewimmel der Haltestelle
lange nicht wieder finden, weil wir uns nicht auskannten, Marie ihr Handy in meiner Tasche
hatte (also nicht erreichbar war) und mit dem ganzen Gepäck nicht nach uns suchen konnte…
Natürlich wurde alles gut, und wir fuhren mit einem klapprigen Bus zusammen nach
Mamalapuram.
Marie hat schon viel von diesem Ort, ca. 1,5 Bus - Stunden südlich von Chennai, auf
ihrem Blog erzählt. Mamalapuram hat eine Menge zu bieten: die herrliche Landschaft aus
malerischen Sandsteinhügeln (zum Teil skurril geformt) in üppigem Grün mit ausladenden
Bäumen, die schönen Tempel, die beeindruckenden Reliefs in den Felswänden, den Strand
mit den bunten Fischerbooten, nette kleine Läden, hübsche Cafes und gemütliche Restaurants.









Hier verbrachten wir 10 Tage, von denen Marie insgesamt 6 Tage dabei war. Von hier aus
unternahmen wir auch Tagesausflüge mit dem Bus (für uns sehr abenteuerlich!) u.a. nach
Ponducherry mit einem hübschen französischen Viertel

und nach Kochipuram, wo man fünf riesige, beeindruckende Tempelanlagen besichtigen kann.




Am 22.01. flogen Chris und ich dann nach Kochi, an der Südwest – Küste von Indien.
Marie kam zwei Tage später nach. Kochi ist die zweitgrößte Stadt im Bundesstaat Kerala,
am arabischen Meer, sie erstreckt sich über mehrere Inseln. Wir hatten in Fort Kochi
(einem Stadtteil am Meer) eine hübsche kleine Pension, die wir in Maries Reiseführer
entdeckt und zum Glück vorher gebucht hatten. Beeindruckend war, dass hier auf engem
Raum unterschiedliche Tempel, Kirchen, Moscheen und sogar eine Synagoge zu finden
waren. Morgens früh rief der Muezzin, später läuteten Glocken und zwischendurch fanden
hinduistische Zeremonien statt...
Am Strand konnten wir die beeindruckenden chinesischen Fischernetze bestaunen, die dort
seit Jahrhunderten in Betrieb sind (das Material natürlich immer mal erneuert).




Das jüdische Viertel mit seinen hübschen Gässchen und den vielen schönen Läden, weitere verwinkelte
Gassen, unser „Teepot“ (hier gab es den besten Tee), den wir gerne aufsuchten, prächtige
koloniale Bauten, kleine bis ärmliche Behausungen und Geschäfte, Parks, buntes Treiben,
Straßenhändler, das köstliche Essen… Kochi hat so viel zu bieten, dass wir gern noch länger
geblieben wären, wenn die Zeit gereicht hätte. Marie wird sicher noch einmal dorthin reisen!
Von Kochi aus sind wir zwischendurch für zwei Tage nach Alleppey gefahren, das dafür
bekannt ist, dass man hier Touren mit Hausbooten durch die Fluss- und Seenlandschaft
buchen kann. Das wollten wir auch! Einen Tag lang haben wir uns auf einem wunderschönen
Hausboot niedergelassen.


Hier wurden wir hervorragend mit vegetarischen Köstlichkeiten
bewirtet, konnten entspannt die Aussicht auf die schöne Landschaft genießen, Lesen, Klönen,
fotografieren, was uns vor die Linse kam…




Nach zwei weiteren Nächten in Chennai brachte Marie uns am 02.02. frühmorgens wieder
zum Flughafen. Wir haben nur einen winzigen Teil Indiens gesehen, der hat einen bleibenden
Eindruck hinterlassen, in ganz unterschiedlichen Schattierungen! Es war sehr schön für uns,
Maries Lebenswelt kennenzulernen, und zu sehen wie gut sie sich zurechtfindet und wie gut
sie sich auf die Kultur dort einlassen kann! Wir freuen uns auf weitere Berichte von ihr! Und
auf ihre Heimkehr!!!!

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